Und er läuft und er läuft und er läuft...
Die PSP - Ein toller Käfer. Genau wie Herbie, Disney-Held und Frauenschwarm, zieht dieses heiße Stück Technik die Blicke auf sich. Kein Wunder, dass erst die zweite Frage (nach "Boah, geil, kann ich mal haben?") die nach dem Spielelineup ist. Hier muss der mobil zockende Playstation Portable Besitzer doch noch etwas mit den Schultern zucken. Vor allem, wenn man vom Gegenüber genau weiß, dass dieser Rennspiele abgrundtief verachtet.
Die Games rund um das runde Tetra-Leder haben nun einmal die Übermacht, wenn man sich die gefüllten Verkaufsregale ansieht. Neben Colin McRae Plus (bei uns hier im Test) steht von Kult-Schmiede Codemasters, die bereits auf dem NES aktiv waren, mit DTM2 Racing Simulator der zweite Rennsporttitel neben einem Ridge Racer, Wipeout und Midnight Club beim Laden des Vertrauens. Und der Kunde fragt sich: Was ist hier anders? Was kann ich von einem DTM2 erwarten, was mir die anderen Spiele nicht gönnen können? Warum sollte ich dieses Spiel gerade kaufen?
Nun, zum Einen... ist es etwas billiger und meist schon für schlappe 39 Euro zu haben. Zum Anderen ist Codemasters nun einmal dafür berühmt, den Realismus in den Tank zu packen. Das bedeutet nichts anderes, als dass DTM2 im Gegensatz zu Ridge Racer und Konsorten einen Zusammenstoß mit der nächsten Wand oder dem ungeliebten Kontrahenten (und derer gibt es hier eine ganze Menge) nicht einfach so verzeiht. Im Gegenteil, dank eines detaillierten Schadensmodells kommt der Spieler in den Genuss von herumfliegenden Außenspiegeln, sich öffnenden Türen, splitterndem Glas, etc. pp.
Zu Beginn des Karriere-Modus, dem Herz des Spiels, bekommt man auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie man es eben nicht tut: Das Spiel startet nämlich mitten im Fahrerpulk kurz vor einer richtig ekligen Kurve, so dass einem Crash für den ungeübten Fahrer nichts mehr im Wege steht. Neben dem Schaden ist nämlich auch die Steuerung extrem realistisch und reagiert von Fahrzeug zu Fahrzeug unheimlich unterschiedlich. Im weiteren Verlauf der Story inklusive schön anzusehender Filmsequenzen kommt man hinter das Steuer von so manchem komischen Gefährt, wobei LKW-Zugmaschinen wohl die bockigsten Gefährte sind, die man sich vorstellen kann - bis man den Zusammenhang von Gas und Bremse verinnerlicht hat (und dann beginnen die Boxenstopps und das Ganze wird noch einmal eine Spur komplizierter...)! Arcade-Fahrer werden hier abwinken und bereits nach den ersten Runden das Stadion verlassen. Realismus-Liebhaber vertiefen sich jedoch in das Renngeschehen und erleben mit Formel Ford, der DTM Serie (leider nur mit Daten von 2004), Rally-Strecken und anderen echten Ligen und Straßen endlich einmal das, wonach sie sich unterwegs schon lange gesehnt haben: Das beinahe echte Gefühl fürs Fahren.
Während man im Karrieremodus nach und nach neue Fahrzeuge und Strecken freischaltet (die Anzahl ist hierbei enorm!), kann im so genannten Simulator geübt und auf Zeitenjagd gegangen werden. Letzteres wird immer mehr zur Herausforderung, haben sich doch bereits im Internet die ersten Spieler zusammengetan und tauschen eifrig Zeiten aus. Wie das wohl erst beim Erscheinen von GT4 wird...
Leider vermisst man bei DTM2 jedoch ein wenig die Freiheiten, die z.B. ein Midnight Club in der Gestaltung der Fahrzeuge bietet. Farbe, Modell und Accessoires sind vorgegeben und lassen sich im Karrieremodus auch nicht verstellen. Selbst bei den Fahrzeugeinstellungen ist das Meiste vorgegeben, Änderungen sind im Karrieremodus auch bei Schnee und Eis nicht vorzunehmen. Das übernimmt der Computer. Schade, hier hätte man mehr draus machen können, gerade bei so einem Spiel.
Dass DTM2 außerdem eine 1:1 Umsetzung der Playstation 2 Version mit genau den gleichen Strecken, Fahrzeugen und Geschichten ist, kann Neulingen im Sony-Geschäft natürlich nicht den Spielspaß verderben. Trotzdem ist solch eine Handlung leider unverständlich (der PSP-Launch war im Ausland schließlich schon lang genug her) und wird hoffentlich in Zukunft anders gehandhabt. Eine Verbindungsmöglichkeit zum großen Bruder gibt es zudem auch nicht.
Gameplay:
Wenn der Realismus gnadenlos zuschlägt: Wer auf komplizierte Spielmechanik, feinfühlige Steuerung und ab und an frustrierende Erlebnisse steht, der wird sich mit DTM2 sofort anfreunden können. Der normale Spieler weicht nach den ersten verkorksten Runden zunächst zurück, am Ende trennt das Game schließlich den Hardcore-Zocker vom Anfänger, der nur auf Titel wie GTA abfährt.
Für Unterwegs ist DTM2 jedoch weniger geeignet, denn die naturgetreue Umsetzung von der PS2 bringt auch mit sich, dass man sich oft sehr stark im Rennen konzentrieren muss, was unterwegs in Bus und Bahn kaum möglich ist. Vor allem dann nicht, wenn das echte Fahrzeug eine Kurve macht oder über eine Unebenheit fährt...
Zusätzlich kommen dazu auch noch die Ladezeiten, die zwar kein Midnight Club Niveau erreichen, aber dennoch weit weg von Gut und Böse sind.
Grafik:
Genau wie die Steuerung ist hier "echtes Spielerlebnis" Trumpf. Da fliegen die Blechteile durch die Gegend, geht der Spoiler flöten und klappt auch schon einmal die Motorhaube nach oben. Die Autos sind detailliert gestaltet und sehr schön anzusehen.
Die Original-Strecken wie Hockenheim- und Nürburgring wissen durch tolle Weitsicht und flüssiges Scrolling zu gefallen. Das kauft man sich jedoch mit einer Art "Gitternetz", das über der ganzen Grafik liegt und dem Ganzen einen "schmutzigen" Eindruck hinterlässt. Auch die maue Umgebung mit oft wenig bis garkeinen Details am Streckenrand ist nichts für Grafikfetischisten.
Sound:
Gute Motorengeräusche und ein ab und an etwas nervtötender Sprecher aus der Box, gepaart mit den sehr gut aufgemachten Filmen täuschen über die schlechte Musikuntermalung hinweg.
Macht aber nichts, denn Codemasters hat sich etwas ganz besonderes einfallen lassen: Als erstes PSP-Spiel erlaubt DTM2, eigene Musik zur Untermalung zu benutzen. Leider greift die Konsole dabei nicht auf den eigenen MP3-Ordner zurück. Stattdessen muss über eine aus dem Internet zu ladende Software zunächst der Musiktitel in das kompatible TOC-Format umgewandelt und anschließend in den Spielstand implementiert werden... Ein Tutorial für dieses Verfahren folgt.
Features und Besonderheiten:
Hier kann DTM2 ganz groß auftrumpfen: Neben über 50 Strecken, vielen Fahrzeugen und der eben erwähnten Musik-Wiedergabe besticht vor allem der Multiplayer-Modus. Immerhin 12 Rennsportfanatiker können im WLAN miteinander um die Wette gurken und bestimmen, wer der Realismus-König ist.
Im Gegensatz zu einem Burnout fehlt jedoch auch beim Codemasters-Titel das dafür eigentlich ideal geeignete Gamesharing, um eine Demo oder einen Multiplayer auf die ohne DTM2-UMD bestückte PSP zu laden.
Fazit:
Arcade-Fans werden sich mit Grausen abwenden. Profi-Zocker und Fans von guter Steuerung und knallhartem Gameplay können aber bedenkenlos zugreifen. Mit DTM2 liefert Codemasters eine ausgezeichnete Umsetzung des Playstation 2 Titels ab. Trotz ein paar Mängel ein Top-Titel, der für lange Zeit Spaß macht und besonders im Zeitfahren und im Multiplayer schier ewig unterhalten kann.